Peter Rosegger
aus: Alpensommer.

"Vom Berge Isel stieg ich hinab in das Panorama (das in der zurzeit tagenden Sportausstellung stand), um die Aussicht - vom Berge Isel zu schauen. Es ist die größte Kühnheit der Kunst, an Ort und Stelle mit der Natur konkurrieren zu wollen. Dem Manne, der das Panorama 'Die Schlacht auf dem Berge Isel' gemalt hat, ist's gelungen. Das Schlachtenbild als solches mit dem Gemetzel, den Feuersbrünsten, den zahlreichen Gruppen aus diesem einzigartigen Volkskampfe, macht auf den Beschauer einen starken Eindruck, aber in den Menschengestalten ist die Vollkommenheit der Panoramenmalerei noch nicht erreicht. Die Figuren geben sich im Verhältnisse zu riesenhaft, das ist mir noch in jedem Panorama aufgefallen. Prachtvoll aber ist in diesem Panorama von Innsbruck das Landschaftsbild - das unvergleichliche Landschaftsbild, wie so großartig, malerisch und freundlich zugleich es kaum eine andere Stadt unserer Himmelsstriche aufzuweisen hat. Als ob mir jemand das Herz kitzelte, so mußte ich lachen und immer wieder auflachen vor Entzücken, als ich den Rundblick tat auf Innsbruck, sein Tal und seine Bergriesen. Nach Westen gegen Landeck hin Gewitterschwüle, weit unten das Kaisergebirge in Alpenglühen. Von einem dieser Punkte bis zu anderen zwanzig Meilen! Als ich ins Freie trat, stand dasselbe Landschaftsbild in Natur um mich da ­ und die Natur hat den Eindruck der Kunst nicht erreicht. Ein ungeheurer Erfolg! Da sah ich erst, was an den Lichteffekten gelegen ist. - Dann dachte ich: Wie, wenn wir auch in Steiermark so etwas hätten? Die Türken vor Graz, vom Schloßberge aus gesehen, das gäbe einen großen historischen Stoff und ein stolzes Landschaftsbild. Die weltgeschichtliche Tat der Ostmärker, Deutschland, das westliche Europa vor den Türken beschützt zu haben, sie wäre wohl einer Erinnerung wert."